Jüdisches Selbstverständnis im Dritten Reich

Schon früh an einem kulturellen Zionismus interessiert, gründete 1931 der Warenhausbesitzer Salman Schocken (1877 – 1959) seinen Verlag. Die antisemitischen Bedrohungen wurden stärker, und es ging ihm darum, ein Buchprogramm zu etablieren, das ein jüdisches Selbstverständnis bilden sollte. Die Themenbereiche waren Religion und Philosophie, Geschichte und Volkskunde sowie Literatur. Für die Buchgestaltung diente die Insel-Bücherei als Vorbild. Die Auflage pro Titel betrug 3000 bis 5000 Exemplare, elf Bände wurden nachgedruckt und hatten eine Auflage von 6000 bis 10000 Exemplaren. Der Bezug geschah in der Form eines Buchclubs, dessen Mitglieder monatlich oder halbmonatlich einen neuen Band erhielten. Bedeutende Autoren des Reihe sind: Samuel Josef Agnon, Scholem Alejchem, Leo Baeck, Jizchak Fritz Baer, Abraham Berliner, Aron David Bernstein, Elias Bickermann, Martin Buber, Jehuda Burla, Moses Calvary, Hermann Cohen, Ludwig August Frankl, Nahum Norbert, Glatzer, Micha Josef bin Gorion, Heinrich Graetz, Ferdinand Gregorovius, Heinrich Heine, Johann Gottfried Herder, Franz Kafka, Jecheskel Kotik, Franz Landsberger, Max Liebermann, Salomon Maimon, Moses Mendelssohn, Theodor Mommsen, Jizchak Leib Perez, Adolf Reifenberg, Franz Rosenzweig, Fischel Schneersohn, Mendale Mocher Sfarim, Ernst Simon, Ludwig Strauss, Kurt Wilhelm, Karl Wolfskehl, Moritz Zobel u. a. Der Band 68, „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff, musste auf Anweisung der Reichsschriftumskammer eingestampft werden. Nur sehr wenige Exemplare blieben erhalten. Vor allem am Ort der Veröffentlichung hatten sich die Zensoren gestört. Die unliebsame Warnung und die Moral der Novelle, dass den Mörder das Schicksal seines jüdischen Opfers ereilt, wurde als Anmaßung und Widerstand aufgefasst.

Die Bücherei des Schocken Verlags. Nr. 1 bis 92 (Band 68 in beiden Varianten) in zusammen 83 Bänden (alles Erschienene). Mischauflage. Berlin, Schocken Verlag, 1933-1939. 8°, Pp. und einige Leinenbde. mit mont. R- und Deckelschildern. 3500,00 €

Vollständige Serie der bedeutenden jüdischen Buchreihe mit dem sehr seltenen Band 68 „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff. Der letzte Band trägt das Erscheinungsjahr 1939, wurde aber bereits 1938 ausgeliefert. – Band 65 mit einer Widmung des Übersetzers Moritz Zobel an einen Rabbiner. – Die Einbände mitunter etwas fleckig und berieben, 1 Band nachgebunden, einige wenige Bände mit minimalen Fehlstellen am Rücken, zwei Rückenschilder ergänzt, ein Band foliert, zwei Bände mit Anstreichungen, vereinzelt Besitzvermerke. – Beiliegend zahlreiche Verlagsprospekte. – Literatur bei Renate Evers, Die „Schocken-Bücherei“ in den Nachlasssammlungen des Leo Baeck Institutes New York, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 8 (2014), S. 1- 21.

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