Grieshabers Osterritt in die Vergangenheit

Man kennt den kämpferischen Grieshaber. Als Künstler jedoch hat er sich die unverstellte, unverdorbene Sicht eines Kindes bewahrt. Der Bericht und die Bilder führen an manchen Stellen zu einer herzerfrischenden Komik, die dem „vieux“, dem es gleich war, was andere über ihn dachten, sicher gut gefallen hat. Eine alte Sehnsucht wollte er verwirklichen: „einmal wollte er sein heutiges Leben auf de Achalm mit seiner frühen Kindheit in Oberschwaben verknüpfen, die Heimat … mit seinen heutigen Augen wiedersehen.“ Ganz unzeitgemäß sattelt er am Ostersonntag 1963 sein Islandpony Sweina und reitet von der Achalm bei Reutlingen bis zu seinem Geburtsort Rot an der Rot. Im Franziskanerinnenkloster Siessen bei Saulgau geniesßen er und Sweina die Gastfreundschaft. Grieshaber revanchiert sich mit Unterricht im künstlerischen Sehen für die Schwestern und ihre Schülerinnen. Die Welt ist motorisiert, und wo er und sein Pferdchen auch hinkommen, erregen sie Aufsehen. Jeden Abend gibt es die Schwierigkeit, einen Stall und einen Eimer Wasser für das Tier zu finden, die Kinder halten ihn für einen Zigeuner. Die autogewohnten Bauern lassen sich zum Probereiten verleiten. Auch auf dieser ungewöhnlichen Reise erkennt er sich in der Figur des Don Quichotte wieder.

Grieshaber, HAP: Osterritt. Köln, Der Spiegel, 1964. Umschlag, 44 nn. Doppelbögen. Blatt mit Druckfehlerberichtigung. Mit 37 (davon 22 mehrfarb.) Holzschnitten inkl. Umschlag. 4°, lose Bogen in OPapp-Kassette. 4800,00 € Nr. 138 von 150 Exemplaren (GA 500) Exemplaren der Vorzugsausgabe. Druckvermerk von Grieshaber sign. – Dazu: Kassette mit der seltenen Extrasuite der 5 grossen sign. Holzschnitte (jeweils Nr. 138/150, Papierformat 50 x 70 cm). Enthalten sind die breitrandigen Blätter: Sweina, Der Ritt, Ostermesse, Barock, Ritt (Fürst 64/59, 60, 70, 79 und 85). Die rote Pappkassette für die Suite ist mit dem Sternenreiter (vgl. Fürst 64/92) in Schwarz bedruckt.. –

Ebenfalls beiliegend: rote Kartonmappe, mit einem Holzschnitt auf der Innenseite des Hinterdeckels und einem eingelegten Doppelblatt mit einem Holzschnitt. die Mappe wurde vom Verlag als Werbegabe abgegeben. Aus der Sammlung von Isolde Schöttle aus Backnang, die das Werk von Grieshaber als Geschkenk erhalten hatten. Auf der Vorderseite der roten Kartonmappe schreibt er ihr: „… Draussen in der Welt ist kälter. Aber Böll hat für fen Katalog bei Stünke einen guten Text geschrieben. Am 10.4. bekommen sie ihn. Das ist bald. Hoffentlich geht es mir dann besser. Ich habe einen Zahnarzt im Kopf sitzen. Die Hypertrophie des Vergänglichen dient nicht der Sache. Einr Sache, der Ihr vieux von einem Jahr noch besser gedient hat. … Bur die Tiere fordern mehr. Sie müssen bedient werden! Zoologen sind doch bessere Christen … (31.III.1964“. – Die Kassetten mit leichten Schabspuren, eine Kante der Buchkassette bestossen, der Kartonumschlag mit dem Autographen knitterfaltig..

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