Matisse liest Joyce

Gegen Mitte der 30-er Jahre wandte sich der amerikanische Verleger George Macy an den schon berühmten Henri Matisse (1869-1954) mit der Frage, wie viele Radierungen er für 5000 Dollar liefern könne? Er habe die Absicht, eine Luxusausgabe des bis 1933 in den USA verbotenen Ulysses von James Joyce herauszugeben, in der Text und Illustrationen einen gleichbereichtigten Stellenwert einnehmen sollten. Matisse lieferte 26 ganzseitige Illustrationen auf der Grundlage von sechs Themen aus Homers Odyssee. Daraus resultiert die Mär, Matisse habe Joyce nie gelesen. Macy hatte ihm jedoch eine französische Übersetzung des Ulysses zukommen lassen; er verstand die 18 Episoden bei Joyce als Parodie auf ähnliche Erzählungen bei Homer, und um dies herauszustellen, bezog er sich ausdrücklich auf die antike Vorlage.

Joyce, James und Henri Matisse: Ulysses. With an introduction by Stuart Gilbert and Illustrations by Henri Matisse. New York, The Limited Editions Club, 1935. XVI, [2], 735 S.[nbsp] Mit 6 Radierungen und 20 Tafeln nach Zeichnungen von Henri Matisse. 4°, handgeb. Leinenband mit vergold. Deckelvignette in OPp.-Schuber und Leinwandkassette. 4800,00 €

Duthit 235-240. Slocum-Cahoon A 22. Garvey 197. Skira 257. – Erste und einzige Ausgabe mit diesen Illustrationen. Nr. 909 von 1500 Exemplaren. Druckvermerk von Matisse sign. Die Radierungen in der von Matisse bevorzugten Vernis mou-Technik. Jeder Radierung vorgebunden sind 2 bis 5 Wiedergaben der Vorzeichnungen auf blauem und gelbem Papier. Zweispaltig, teils in Braun gedruckt. Einbandentwurf von G. Macy. – Sehr gutes Exemplar.

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