Keiner kommt gut weg

Gut gekleidet mit Hut und Krawatte, Zigarre im Mundwinkel, das Gesicht ist müde. Das blaue Auge steht auch für die seelischen Blessuren. Das Porträt auf dem Umschlag, vielleicht der Künstler selbst, von George Grosz‘ berühmtester Graphikfolge „Ecce Homo“ zeigt einen aufmerksamen Betrachter. Wie Grosz selbst, gut angezogen und traurig, richtet sich der schonungslose Blick auf die Kriegsgewinnler und ihre Verbündeten in Militär und Finanzwelt. Der Krieg und die Zeit danach demaskieren die Charaktere. Frauen gibt es vorwiegend als Objekte der Begierde und der Erniedrigung. Nur die Opfer, die Kriegskrüppel und die Prostituierten, habe einen Rest an Würde. Wie zur Bestätigung der herrschenden spießbürgerlichen Moral erhalten Grosz und seine Verleger Gumpfert und Herzfelde für die zwischen 1915 und 1922 entstandenen Aquarelle und Zeichnungen eine Anklage wegen Verbreitung „unzüchtiger“ Bilder.

Grosz, George:Ecce Homo. Berlin, Malik-Verlag, 1923. 2 Bll., 84 Lithographien und 16 farb. Tafeln. 1 Bl. Fol. (35,5 x 25,5 cm), Kartoneinband.  3650,00 €

Dückers S I C. – Lang 38. – Lewis 275. – Herrmann 155. – Gittig/Herzfelde 59. – Ausgabe C, die neben der Ausgabe die vollständigste ist. – Einband minimal berieben, etwas gebräunt. Innen sehr frisch, sehr guter Zustand.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert