Nachdem Georg Heym (1887-1912), als er einen Freund vor dem Ertrinken hatte retten wollen, selbst in der Havel bei Schwanenwerder das Leben verloren hatte, gaben seine Freunde aus dem „Neuen Klub“, eine Vereinigung Berliner Expressionisten, die Sammlung von Gedichten, der sie den Titel „Umbra vitae“ gaben, aus dem Nachlass heraus. Kritik und Unbehagen an Moderne und Großstadt, deren Bewohner als Gefangene in ihrem Kosmos gesehen werden, ekstatisches Erschrecken und apokalyptische Visionen, bilden den Grundtenor der Verse.
Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) beschäftigte ich über Jahre mit den Gedichten Heyms. Nach und nach versah er jedes Gedicht mit einem Holzschnitt. Die Figuren zeigen das Unheimliche, das sie mit beschwörenden Gesten zu bannen versuchen. Die gesamte Buchgestaltung lag in den Händen Kirchners. Der von zwei Stöcken in Schwarz und Grün auf gelbes Leinen gedruckte Einband gehört zu den Ikonen des Expressionismus.
Heym, Georg und Ernst Ludwig Kirchner: Umbra vitae. Nachgelassene Gedichte. München, Kurt Wolff, 1924. 1 w. Bl., 3 Bll., 62 S., 2 Bll. Mit Holzschnitt-Titel in Rot und Schwarz, 46 Textholzschnitten sowie Farbholzschnitten auf Einband und Vorsätzen von Ernst Ludwig Kirchner. 8° (23,5 x 16 cm), bedruckter Leinenband. 12000,00 €
Raabe 123.3. Dube 759-807. Lang 175 und S. 42 ff. Jentsch 152. Göbel 624. Schauer II 119. The artist and the book 142. Eyssen 130 und 162 (mit Abb.). – Erste Ausgabe mit diesen Illustrationen. Eines von 500 num. Exemplaren (Gesamtauflage: 510). „Ein Meilenstein für die Buchkunst: einzig wirklich bedeutendes Dokument des Zusammenwirkens zweier namhafter Vertreter expressionistischer Dichtung und Graphik“ (Eyssen). „Some of the most important German expressionist illustrations“ (The artist and the book). „Die gesamte Buchausstattung erfolgte nach Angabe des Künstlers, der auch Einband und Vorsatz in Holzschnitt schuf“ (Druckvermerk). Unter dem Inhaltsverzeichnis eine bei Dube nicht genannte Holzschnittvignette (Liegender Akt). – Vorderer fl. Vorsatz verso mit Holzstich-Exlibris von Otto Rose für den Literaturwissenschaftler und Herausgeber der Schriften Heyms und Stadlers Karl Ludwig Schneider. – Einband minimal berieben, sehr schönes, frisches Exemplar.