Carmen im Meistereinband

Raymond Claude-Lafontaine (1866-1914), dessen Bibliothek unmittelbar nach seinem Tod versteigert wurde, legte wie viele Gebildete in Frankreich Wert auf schön gebundene Bücher. Die beiden Bände erhielt er in einer Interimsbroschur, und der Buchbinder Charles Meunier (1866-1914) veredelte dann das Kunstwerk. Es gehört zur Raffinesse des Geschmacks, dass der wertvollste Teil des Einbandes, nämlich die kunstfertigen Lederintarsien auf den beiden Spiegeln, sich erst zeigt, nachdem man das Buch geöffnet hat.

Mit dem prachtvollen Einband harmonieren die farbigen Illustrationen von Alexandre Lunois (1863-1916), einem Meister der Lithographie. Mit den Grundtönen Blau, Gelb und Rot, manchmal auch Braun, führt er uns das andalusische Drama aus Liebe, Leidenschaft und Tod vor Augen. An Spannung kann es die 1845 erstmals erschienene Novelle von Mérimée gut mit der Opernfassung von Georges Bizet aufnehmen.

Mérimée, Prosper und Alexandre Lunois: Carmen. Introduction de Mourice Tourneux. 2 Bände. Paris, Pour les Cent Bibliophiles, 1901. 168 S. mit 2 ganzs. Original-Bleistiftzeichnungen von Lunois mit den Porträts von Carmen und José sowie 170 farblithographischen Illustrationen von Alexandre Lunois. / 168 nn. S. mit einer Suite der 170 Farblithographien 8°, zeitgen. roter Maroquinband (signiert: Ch. Meunier, 1903) auf 4 Bünden mit goldgepr. Rtitel, beide Innenspiegel mit farbigen Leder-Intarsien (Jugendstil-Rankenwerk in Grün, Braun und Ockerv mit goldgepr. Rahmenfileten), doppelte Vorsätze aus Seidenmoirée und Marmorpapieren, dreis. Goldschnitt. / Die Suite eingebunden in rotes HMaroquin, mit 4 Maroquinecken und marm Bezugspapier, ebenfalls auf vier Bünden. – In beide Bände sind die Original-Umschläge eingebunden. Beide Bände im Schuber mit marmor. Bezug. 3500,00 €

Monod 8048. Carteret IV, 276. – Nr. 24 von 125 Exemplaren auf „papier de ramie fait à la forme“. Gedruckt und gebunden für den Pariser Bankier und bekannten Bibliophilen Raymond Claude-Lafontaine. – Ein Meisterwerk des Pariser Buchbinders Charles Meunier. – Exlibris (Michel Burton). Rücken und Gelenk etwas beschabt, Schuber berieben.

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